Autor, Fotos und Repros: Hartmut Geißler
Sage (2009) in Grewe/Peisker 2021: Archäologie und Bauforschung. Band 2, Petersberg 2021, S. 15-33
Gierszeska-Noszczynska/Noszczinki/Peisker: Die Kaiserpfalz und andere Fundstellen. In: Ingelheim 2019, S. 300-313
Die bauliche Gestalt des heutigen Saalgebietes aus der Luft und hineinprojiziert die wichtigsten Gebäudeumrisse des Palatiums (Abdruck mit freundlicher Erlaubnis von Holger Grewe). Durch den Vergleich der karolingischen Großbauten mit den heute dort stehenden Häusern wird das Monumentale von Karls Palast erst richtig deutlich.
Zur Bedeutung und zum Verschwinden des Begriffes "palatium"
und zur Vielfalt der Pfalzbegriffe und ihrer Geschichte
sowie zur ausführlichen Sonderseite über Schöpflins Aufsatz
Im 18. Jahrhundert (1766) veröffentlichte Johann Daniel Schöpflin, Professor in Straßburg (der Student Goethe kannte ihn), Mitbegründer und Ehrenpräsident der kurpfälzischen Akademie in Mannheim, eine ausführliche lateinische "Dissertatio" (wissenschaftliche Abhandlung) über die Geschichte und die Reste des "kaiserlichen Ingelheimer Palastes" ("De Caesareo Ingelheimensi Palatio"), bzw. was er dafür hielt, nämlich den Westen des Ingelheimer "Saals". Sie beruhte vorrangig auf seinen umfassenden Kenntnissen des historischen Schriftgutes und auf einem Bericht und den Zeichnungen einer Reisegruppe unter Führung des Akademiesekretärs Andreas Lamey, eines Schülers und engen Vertrauten Schöpflins aus Straßburger Zeit.
Im Zuge seiner vielfältigen historischen Recherchen besuchte dieser im September/Oktober 1764 mit (mindestens) zwei Begleitern, dem Historiker Christoph Jacob Kremer und einem Zeichner, das heutige Rheinhessen und Teile der heutigen Rheinpfalz, darunter auch Nieder- und Ober-Ingelheim. Er ließ aufgrund einer Bitte Schöpflins Zeichnungen anfertigen, trug seinen Reisebericht in der Mannheimer Akademie vor, sandte ihn an den Kurfürsten und anschließend an Schöpflin nach Straßburg, wo ihn dieser für seine Abhandlung im ersten Band der Mannheimer Akademie-Mitteilungen benutzte. Ein Konzept dieses Berichtes ist in Lameys Nachlass im Badischen Generallandesarchiv in Karlsruhe erhalten, und der Ingelheim betreffende Teil wurde in BIG 58, 2018, vom Verfasser erstmals veröffentlicht und ausgewertet.
Die Kupferstichillustrationen der Abhandlung (siehe unten) zeigen u.a. Abbildungen des westlichen Saalgebietes; sein südlicher Teil (rechts, mit den hohen Wehrmauern links und rechts des Rheingässer Tores, wurde von ihm als Ruinen des Palastes bezeichnet ("Palatii rudera", gekennzeichnet mit einem zweifachen I). Damit bezog Schöpflin auch die Burgerweiterung der Stauferzeit, den Zuckerberg, in seine Vorstellung vom Palatium ein.
Die Mauerreste der Aula regia wurde von Lamey bzw. Schöpflin nicht als ehemalige große Königshalle wahrgenommen. Dass ihr südlicher Teil (mit der Apsis) und der Zwingerstreifen im 18. und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts als jüdischer Friedhof dienten, mag die Wahrnehmung abgelenkt haben. Wahrscheinlich hatten beide Wissenschaftler auch noch keine Vorstellungen von dem Gebäudebedarf des frühmittelalterlichen Reisekönigtums und suchten gar nicht nach einer Königshalle. Noch viel weniger war ihnen bewusst, dass auch das Areal um die Remigiuskirche im Frühmittelalter zur Ingelheimer Pfalz (im weiteren Sinne) gehört hatte.
Mit II bezeichnete er die Stiftskirche der Augustiner-Chorherren, die heutige Saalkirche, deren (fiktiver) ruinöser Zustand auf einer weiteren großformatigen Illustration eingefügt wurde.
Mit III bezeichnete er das hohe Gebäude ganz links, die Schaffnerei der Kurpfälzer Abgabenverwaltung, das 1875 vom Architekten Strigler wegen eines Neubaues abgerissen wurde (s.u.).
Die zweite Abbildung zeigt eine vergrößerte Teilillustration des Wehrmauerbereichs mit dem Eingangstor (von der heutigen Natalie-von-Harder-Straße her).
Nach Schöpflin befasste sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts der preußische Offizier und Hobby-Archäologe von hohem Ansehen, der spätere Leiter der "Saalburg" im Taunus, Oberst Carl-August von Cohausen, intensiv mit den noch sichtbaren Resten der Ingelheimer Pfalz und vermaß sie. Er kannte sich durch seinen Offiziersberuf mit Festungsbauten aus und unternahm als erster kleinere Sondierungsgrabungen im Gelände. Seine Erkenntnisse und Vermutungen veröffentlichte er in einem gedruckten Vortrag von 1852.
Auf ihn geht der Name "Heidesheimer Tor" zurück (siehe unten). Dass unter den Häusern, die an die östliche Wehrmauer gebaut waren, die Reste des imposanten karolingischen Halbkreisbaues lagen, ahnte auch er noch nicht. Durch die Verbreitung dieses Aufsatzes wurde er zum Nestor der Ingelheimer Pfalzforschung. Doch seine Vorstellungen vom karolingischen "Kaiserpalast" beschränkten sich wie bisher auf wenige Gebäude(reste) im Westen des Saales, auf die Königshalle, die er als erster als "Basilika" erkannte und benannte, sowie zwei nach Norden anschließende Gebäude. Wohl um die von Ermoldus Nigellus gerühmten vielen Säulen unterzubringen, stellte er sich die Königshalle dreischiffig vor.
Ihm folgten der Architekt Philipp Strigler (1873/75) und der Kunsthistoriker Paul Clemen, der 1893 zum ersten Provinzialkonservator der preußischen Rheinprovinz ernannt wurde, mit Aufnahmen und Ausgrabungen im April 1889. Aber auch diese beiden konnten sich noch keine Vorstellungen von der gesamten Palastanlage Karls des Großen machen, sofern wir sie heute nach dem Bericht Einhards, dass sie neben ("iuxta") dem Königshof ("villa") gebaut wurde, richtig definieren, sondern knüpften überwiegend, der Ingelheimer Überlieferung folgend, an die noch sichtbaren Mauerreste der Königshalle an, der "Aula regia", die sich auch Clemen noch dreischiffig vorstellte. Auch ihnen blieb die Existenz eines Nordflügels und des Halbkreisbaus noch unbekannt.
Diese sehr fragmentarische Vorstellung, die man sich noch bis zum Ersten Weltkrieg vom "karolingischen Palast" machte, zeigt sich auch in der Illustration einer Schrift von Andreas Saalwächter zur Geschichte Nieder-Ingelheims von 1910 (übernächstes Bild). Sie ist stammt letztlich aus der Abbildung in den ersten Auflagen von Sebastian Münsters Cosmographie (nächstes Bild).
Dieser hatte ein Bild des "Keyserlichen Sals" anfertigen lassen, wie er es aus seiner eigenen Erinnerung kannte. Wie die Pfalz in karolingischer Zeit ausgesehen haben könnte, auch dass es schon einen älteren Königshof bei der Remigiuskirche gegeben haben muss, das alles wusste auch er nicht.
Auf der Darstellung Sebastian Münsters fußt auch die folkloristische Abbildung des "karolingischen Palastes anno 840" (dem Sterbejahr Ludwigs des Frommen) aus dem Jahre 1910, die damals mehrfach verwendet wurde. Am linken Bildrand wurde - ähnlich wie bei dem bekannten Bild Dürers - Karl mit Vollbart und der späteren Reichskrone dargestellt, umgeben - für Ingelheim passend - mit Weinranken. Um den Hals trägt er sein Monogramm (eigentlich die "Unterschift" in urkunden) als Medaillon. Nun ja. Rechts unten ragt die Krone des Großherzogtums Hessen-Darmstadt ins Bild. Dieses Bild stammt aus einem Beitrag von Andreas Saalwächter für die Jubiläumsschrift des Nieder-Ingelheimer Gesangvereins Einigkeit von 1910 ("Gesangwettstreit") mit dem Titel: "Nieder-Ingelheim und seine Geschichte", die er in Gießen (auch als Sonderdruck) drucken ließ. Die Illustration wurde vom bekannten Mainzer Graphiker Clemens Kissel gestaltet. (In der Bibliotheca Carolina vorhanden).
Hier wird eine von einem gefüllten (!) Wassergraben umgebene runde Burg auf ebener Fläche gezeigt, mit Wehrmauer, Stützmauern, Fenstern, Türmen und einer teilweisen Bebauung des Innenraums. Das war aber nicht der Palast Karls, wie wir ihn uns nach den Ausgrabungen des 20. Jahrhunderts vorstellen, die einen enormen Wissenssprung gebracht haben.
Im 20. (und 21.) Jahrhundert gab es drei größere systematische Grabungskampagnen im Gebiet der Ingelheimer Pfalz. Sie führten zu völlig neuen Vorstellungen.
Sie mussten durch den Beginn des Ersten Weltkrieges abgebrochen werden. Deswegen wurde auch ein geplanter Besuch Kaiser Wilhelms II. in Ingelheim, der möglicherweise zu einem wilhelminischen Wiederaufbau der Aula regia geführt hätte, abgesagt.
Nach Vorgaben von Rauch wurde 1932/33 ein erstes Gipsmodell im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz angefertigt, ohne die Türme am Halbkreisbau, aber mit der Saalkirche (ohne Chorflankentürme). Diese stammt, wie man jetzt sicher weiß, aber nicht schon aus der Karolingerzeit, wie es seit dem Mittelalter überliefert wurde, sondern wurde viel später errichtet, nach zwei C14-Untersuchungen in der späteren Salierzeit bis zur frühen Stauferzeit.
Christian Rauch kommt das große Verdienst zu, aus Fundamentteilen auf den großen und imposanten Halbkreisbau mit seinen Säulen geschlossen zu haben, den spätere Ausgrabungen voll bestätigten. Die Säulenbasis, die als Original im Museum ausgestellt wird, hat er noch "in situ", d.h. an ihrer ursprünglichen Einbaustelle gefunden. Fotos: Hist. Verein
Vor dem Neu- bzw. Wieder-Aufbau des Langhauses der Saalkirche (auf den ursprünglichen Fundamenten) konnten dort und an einigen anderen Stellen Sondierungsgrabungen durchgeführt werden, und zwar zum ersten Mal mit stratigraphischen Methoden. Sages Grabungsbericht wurde in FRANCIA 4 (1976) veröffentlicht. Die Langhausfundamente der heutigen Saalkirche sind blau eingezeichnet. Frau Wengenroth-Weimann grub außerdem im alten Königssaal und auf Straßen im Saalgebiet. Ihre Ergebnisse hat sie in BIG 23, 1973 zusammengefasst.
Spuren einer vermuteten römischen Besiedlung fanden Sage und Ament nicht, wohl aber Überreste eines merowingischen Gehöftes in Form eines Gruben- und eines Pfostenhauses. Festgestellt wurde auch, dass die Saalkirche nicht schon in karolingischer Zeit gebaut worden sein kann, sondern "frühestens um 900". Diesen Befund deutete man nun bis 2019 dahingehend, dass sie bald danach, also in ottonischer Zeit, etwa um 950 gebaut wurde, was seit Neuestem auch nicht mehr zu halten sein dürfte.
Durch ihre günstige Finanzlage konnte die Stadt Ingelheim einige Häuser im Saalgebiet aufkaufen, Fördergelder vom Land und sogar von der EU waren zugesagt, so dass diese dritte und bisher größte Ausgrabung begonnen werden konnte. In sie flossen Fördergelder der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie von Boehringer Ingelheim.
Durch seine Ausgrabungen wurde nicht nur die Vorstellung vom karolingischen Palatium deutlicher, sondern auch die Tatsache, dass die Ingelheimer Pfalz aus sehr viel mehr bestand als nur aus dem karolingischen Palatium im Saal.
Siehe: kaiserpfalz-ingelheim.de
Auf der Basis der Ausgrabungen von Holger Grewe konnte im Juli 2006 vom Historischen Verein ein neues Pfalzmodell dem Museum übergeben werden, das zum ersten Mal den Zustand des karolingischen Palatiums um 800 n. Chr., soweit erforscht, wiedergeben soll, vor allem auch die Geländeneigung, die bei früheren Modellen völlig außer Betracht gelassen worden war.
Auch dieses Modell wurde 2017 in einigen Einzelheiten geändert und ergänzt, weil die Forschung neue Erkenntnisse brachte. Zudem wurde ein transportgeeignetes Zwillingsmodell für Ausstellungen an anderen Orten angefertigt.
Ein Modell der gesamten Pfalz im weiteren Sinn, also mit dem Königshofareal bei der Remigiuskirche ist bisher noch nicht erstellt worden und ließe sich in dieser Form auch kaum realisieren.
Das Modell-Foto zeigt im Vordergrund links den nördlichen Teil des großen Halbkreisbaus (auch "Exedra" genannt) mit einem Durchmesser von 89 m, mit 10 Räumen, maximal 36 Säulen auf der Innenseite und mit der Pfeilerhalle des sog. "Heidesheimer Tores", rechts daran anschließend ein höheres Zwischengebäude sowie den 60 m langen geraden Nordflügel mit sechs Innenräumen, im Hintergrund rechts die "Aula Regia" (14,30 m x 33,00 m) mit Vorhalle (14,30 m x 18,00 m); innen eine kleine Kapelle als Trikonchenbau (= Bau mit drei Apsiden in Kleeblattform), nach neuesten Holzkohleuntersuchungen eventuell schon aus merowingischer Zeit. Sie wurde in der folgenden Zeit durch zwei Nachfolgebauten abgelöst, eine kleine Kirche mit drei Ost-Apsiden nebeneinander und schließlich eines Saal-Anlage mit einer Ostapsis. Die erste und die zweite Form war auch in Churrätien sehr beliebt, aber über ihre Funktion ist weder dort noch in Ingelheim etwas bekannt. In ihr eine "Hauskapelle" zu vermuten, setzt voraus, dass in ihrer unmittelbaren Nähe, etwa im Nordflügel, auch Wohnräume der Königsfamilie und ihres Gefolges gelegen hätten, was sich aber mit den Ablaufzwängen von karolingischen Reichsversammlungen, wie sie Hinkmar überlefert, schwer vereinbaren lässt. Generell gibt es bislang keine Nachweise für die Nutzung der Gebäude dieses karolingischen Palatiums zu Wohnzwecken. Es scheinen reine Regierungsgebäude gewesen zu sein.
Die Außentürme des Halbkreismodells sind bis auf zwei auf der Höhe der Dachtraufe abgeschnitten, weil man nicht weiß, wie hoch sie waren und welchen Abschluss sie hatten.
Rings um das Pfalzgelände liefen schon in karolingischer Pfalz zwei Entwässerungsgräben, die das reichliche Quellwasser dieses Gebietes ableiteten und die seit dem Hochmittelalter, als die Pfalz zur Burg umgebaut wurde, stark vertieft, als Burggraben und im Norden als gestauter Teich für den Antrieb einer oberschlächtigen Mühle dienten, der "Saalmühle".
Die Dächer des Halbkreisbaues sowie des Nordflügels waren (wie die Pfalzkapelle in Aachen und Einhards Kirche in Seligenstadt) mit Bleiplatten gedeckt, die Aula Regia hingegen mit Ziegeln alter römischer Bauweise. Links: originale römische Dachziegel - flache Tegula und gewölbter Imbrex (Römermuseum Aalen; Foto: Geißler)
Es standen wahrscheinlich noch mehr karolingische Gebäude im Inneren; sie sind aber - bis auf eines - bisher nicht nachweisbar. So reichen Fundamente eines Baues unter die Saalkirche, sie gehören aber zu keiner früheren Kirche.
Das in der Pfeilerhalle des karolingischen Halbkreisbaues (auf dem Modellfoto oben ganz links) vorhandene Tor (siehe unten) wird seit 1852 durch den gedruckten Vortrag von Cohausens mit dessen vorläufigem Arbeitsbegriff "Heidesheimer Tor" genannt und diente Albert Boehringer, Gründungsmitglied des Historischen Vereins, 1924 nach einem Vortrag Rauchs als Grundlage für ein bis heute verwendetes, stilisiertes Firmenzeichen.
Völlig offen ist die jeweilige Nutzungsart der Großräume (mindestens 12) des Halbkreisbaues und des Nordflügels. Die Häufung von Funden wertvoller Bodenbeläge (Opus sectile) im Bereich des Halbkreisbaues deutet jedoch auf einen repräsentativen Charakter dieses einzigartigen Gebäudes hin. Eine Theorie seiner Verwendung könnte aus der Beschreibung des Ablaufs karolingischer Reichsversammlungen durch den Reimser Bischof Hinkmar (9. Jh.) gewonnen werden.
Im Rahmen dieser jüngsten Ausgrabungen wurde auch die Aula regia in ihrer ganzen Dimension sichtbar gemacht, noch vorhandenes Originalmauerwerk wurde konserviert und behutsam ergänzt; die Abgrenzung zwischen originalem karolingischen Mauerwerk und späterem wurde durch eingefügte Bleibänder markiert. Die Ausgräber fanden außerdem viele Fragmente wertvollen Bodenbelags aus verschiedenem Marmor und den Beweis, dass diese Halle mehrfach renoviert und zu verschiedenen Epochen benutzt wurde.
Sie dient heute bisweilen zu Freilichtkonzerten, die Empore der Apsis als Bühne, und auf den Rasen werden Stuhlreihen gestellt.
Diese "Königshalle"(lateinisch "Aula regia") hatte die Form einer einschiffigen Basilika, griechisch στοὰ βασιλική (stoa basilike; Ableitung umstritten). Die griechische Form der Königshalle war schmaler und länger, die römische "Basilica" hingegen gedrungener. Aus ihr haben sich die christlichen Kirchen entwickelt.
Die Ingelheimer Aula regia besaß eine umlaufende Sitzbank und eine erhöhte Apsis, wahrscheinlich für einen Reise-Klapp-Thron; der Rasen stellt ihren Fußboden in ursprünglicher Höhe dar; im Hintergrund die Apsis, ringsum teilweise noch originale und ergänzte Seitenmauern und im Vordergrund zwei Eingänge von der Eingangshalle her. Rechts hinten (mit Wendeltreppe) ein restaurierter Teil der spätmittelalterlichen Wehrmauer, in die auch die Außenmauer der nicht mehr benötigten Aula einbezogen und dadurch erhalten wurde.
Einige Bauteile der Pfalz sowie Funde der Grabungen sind im Ingelheimer Museum ausgestellt, z. B. Säulenschäfte und Kapitelle:
Rechts: Rekonstruktionsversuch von Holger Grewe 2007
Im September 2007 konnte auch der Bereich "Heidesheimer Tor" der Öffentlichkeit übergeben werden, in dem durch archäologische Fenster Blicke auf Teile der karolingischer Exedra-Architektur ebenso ermöglicht werden wie Einblicke in die mittelalterliche und frühneuzeitliche Wehrmauerarchitektur, die darauf aufbaute, und in die Häuserbebauung seit dem 18. Jh. Ein kleines Präsentationshaus ist allen drei Bereichen gewidmet. Eines der Häuser dient als bevorzugte Außenstelle des Standesamtes für Hochzeiten.
Oben das "Heidesheimer Tor" in der Mitte des karolingischen Halbkreisbaues (um 800), als Rekonstruktionsversuch von Holger Grewe 2007. Die Höhe des Torbaues, die Höhe des Tores selbst, die Höhe der Flankentürme und ihr oberer Abschluss sind unsicher.
Darunter ein Rekonstruktionsversuch des stauferzeitlichen Zustandes um 1200, als der Halbkreisbau in Wehrarchitektur umgewandelt war, das Tor zugemauert und die Türme abgetragen worden waren (Grewe 2007). - Alle drei Abbildungen aus den Informationstafeln.
Man erkennt gut die innere Rundung des Halbkreisbaues und sieht, wie die neuzeitlichen Häuser auf erheblich höherem Niveau darüber gebaut wurden.
Außerdem erkennt man den dreistufigen Höhenunterschied zwischen dem Säulengang und der höher liegenden Pfeilerhalle mit einem der beiden Durchgänge zu den vorgelagerten Türmen und dem Heidesheimer Tor (im Hintergrund links). Wegen dieses Niveauunterschiedes ist die Nutzung als Einfahrt auszuschließen. Auch herein reiten konnte man hier nicht. Möglicherweise diente sie als Empfangshalle für hohe Gäste und ermöglichte die Kommunikation mit dem großen Außenbereich, wo das einfach "Volk" = Heer in Zelten (und einfachen Holzgebäuden?) übernachtete, wo Platz war für die vielen Tiere (Ochsen für die Transportwagen, Maultiere und Esel sowie für die Reitpferde der Bewaffneten). Alles dies zusammen - Menschen und Tiere - konnte bei Großveranstaltungen in die Tausende gehen.
Links: "Heidesheimer Tor" von innen; davor drei Stufen hinauf aus dem inneren Säulengang in die dreischiffigen Pfeilerhalle mit dem Tor, das später, als das Gebäude in eine Wehrarchitektur umgebaut wurde, zugemauert wurde.
Die beiden schwarzen Pfeile deuten auf zwei Gesteinsfugen im unteren, noch karolingischen Mauerwerk hin, die die äußere Begrenzung des karolingisches Tores markieren, das eine Breite von 3,30 m hatte. Über seine Höhe lassen sich keine Aussagen machen, da der obere Teil der Mauer aus späterer Zeit stammt.
Links davon ein noch originaler karolingischer Durchgang, der 1200 Jahre lang ununterbrochen benutzt wurde, in den einen Torflankenturm, der wie die anderen Türme von einer gemauerten Wasserleitung durchzogen war (s. u.).
Rechts: Wasserkanal in einem Torflankenturm
Alle Fotos: Geißler
Links: ein Blick durch rekonstruierte Säulen- und Pfeilerstümpfe des karolingischen Säulenganges auf ein schön restauriertes Haus aus dem 18. Jahrhundert, das heute u. a. als begehrte Außenstelle des Standesamtes dient.
Links dahinter der Giebel eines Ausstellungshauses über die "Pfalz der Bürger". Beide Häuser benutzen die Wehrmauer mit Teilen der ursprünglichen Außenmauer des Halbkreisbaues als Außenmauer.
Die originalen Spannmauern des alten Säulenfundamentes liegen unmittelbar unter dem roten Ziegelstreifen, der gekieste Boden zeigt das karolingische Niveau.