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Die Rathäuser von Nieder-Ingelheim


Autor: Hartmut Geißler
nach: Alexander Burger, BIG 18, S. 7ff.



Alexander Burger, der erste Stadtarchivar der vereinigten Stadt Ingelheim, schrieb für die Ingelheimer Zeitung Nr. 237 vom 10. September 1940 einen Artikel "Das Rathaus von Nieder-Ingelheim".

Darin nennt er, der Geschichte Nieder-Ingelheims von Andreas Saalwächter von 1910 folgend, auch die Vorgängerbauten des Nieder-Ingelheimer Rathauses, das nach der Vereinigung zur Stadt 1939 das (zu kleine) Rathaus für ganz Ingelheim geworden war.

Im Jahre 1487 sei zum ersten Mal ein Rathaus in Nieder-Ingelheim urkundlich erwähnt, und zwar im Saalgebiet.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wird ein Rathaus auf dem Markt vor dem Saal erwähnt, und zwar ein gutes Stück vor dem heutigen Rathaus (siehe Plan von ca. 1846, wo das Rathaus quer auf dem Markt zusammen mit einem zweiten Haus eingezeichnet ist, viel weiter vorne zur Straße hin als das heutige, so dass der Marktplatz mit dem Laufbrunnen relativ klein war). Dass der Platz zwischen dem Eingang in den Saal und den Häusern der Natalie-von-Harder-Straße "Viehplatz" hieß, könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich dort das Vieh sammelte, das an der Weede links davon getränkt werden sollte.


Als das Nachbarhaus, an das es angebaut worden war, auch noch baufällig wurde, musste die Gemeinde von Nieder-Ingelheim handeln. Im März 1857 beschloss der Gemeinderat daher den Abriss des alten und den Neubau eines neuen Rathauses, aber zurückversetzt, um den Marktplatz zu vergrößern. Das Grundstück dazu wurde für 1000 Gulden von David Johann von Harder gekauft.

Registratur und Archiv wurden in ein "Sälchen des Bürgermeisters Johann Baptist Werner" ausgelagert, "von wo sie dann leider nicht mehr zurückkehrten" (so Burger, S. 8).

Das alte Rathaus wurde 1859 abgerissen, 1861 begann der Neubau, der ein Jahr später im damals aktuellen Rundbogenstil vollendet war. Die meisten Arbeiten waren an Handwerker aus Nieder- und Ober-Ingelheim vergeben worden. Das hessischen Wappen am Balkon wurde vom Bildhauer Georg Herwegh für 25 Gulden geschaffen. Die Kosten des gesamten Baues blieben mit 17.013 Gulden um 907 Gulden unter dem Voranschlag.


Bis zu seinem Umbau 1933 blieb das Gebäude weitgehend unverändert. Dann wurden aus dem Ratssaal (im Obergeschoss) weitere Amtszimmer geschaffen, und die Verlegung der Feuerwehr, die im Erdgeschoss untergebracht gewesen war, in den Neubau von 1934/35, der heute als Museum dient, schuf weiteren Raum.

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Gegenüber dem Rathaus (Mainzer Straße 70 B) liegt das beeindruckende Gebäude des evangelischen Pfarrhauses, das 1901 errichtet wurde. Es steht an der Stelle des früheren Pfälzer Zöllnerhauses (nachgewiesen ab 1674), das nach einem ihrer Bewohner auch das Kleppingsche Hause genannt wurde (Saalwächter, BIG 9, S. 115 f.).


Gs, erstmals: 22.12.11; Stand: 01.05.21