Autor: Hartmut Geißler
Foto: Rolf Stähler
Erläuterungen unter Verwendung eines Briefes von Dr. Gerd Rupprecht, Landesamt für Denkmalpflege, vom 02.12. 2004. Er beugt sich hier über die zerbrochene Grabplatte.
D(OMI)NO. GEORG(IO)a) . FRI[D](ERICO) . HARTUNG . S(...)b) /
ET COLLEC(TORI) PIO FI[D]ELI INDEFESSO AET(ATIS) /
AN(NO) LXII . ET MAGDALENAE UXORI ./
AET(ATIS) LXIIIc) . PARENTI UTRIQ(UE)d) DILECTISS(IMIS) /
QUOS SAEVA PESTIS A(NN)O MDCLXVI HANC /
XXVIII . ILLUM . XXX OCTO(BRIS) RAPUIT . /
TORO OLIM AN(NOS) X[.] . UNO NUNC TU =/
MULO IUNCTOS CORAM CONDIDIT /
SERVANDOS BEATAE RESURR(ECTIONIS) IESU. /
CHRISTO SCULPI CURAT A[LEX](ANDER) . HARTUNG /
FIL(IUS) ET HENR(ICUS) TREVIRANUS GENER.
a) Unsicher, ob gekürzt.
b) Hartung war zwar pfälz. Schaffner im Ingelheimer Grund, ... aber eine latinisierte Form beginnt nicht mit S; denkbar wäre PRAEFECTUS oder PROCURATOR
c) Statt L irrtümlich E.
d) Korrigiert aus UTROQ(UE).
"Dem Herren Georg Friedrich Hartung, dem frommen, treuen, unermüdlichen [Schaffner?] und Kollektor [= Abgabensammler], 62 Jahre, und seiner Ehefrau Magdalena, 63 Jahre, den beiden geliebten Eltern, die die fürchterliche Pest im Jahre 1666 dahingerafft hat, sie am 28. und ihn am 30. Oktober. Sie, die durch gemeinsames Ehebett 10 [+?] Jahre vereint waren, hat nun in einem Grab vereint öffentlich bestattet [und] um sie für die frohe Auferstehung durch Jesus Christus zu bewahren, lässt sie der Sohn Alexander Hartung und der Schwiegersohn Heinrich Treviranus einmeißeln." (Übertragung: H. Geißler)
Georg Friedrich Hartung, pfälzischer Schaffner und Kollektor von 1657 bis 1666, war der Bruder des Ober-Ingelheimer reformierten Pfarrers Jeremias Hartung. Er starb mit seiner Frau Magdalena während der großen Pest, die sich ab Sommer 1665 von Holland aus den Rhein aufwärts ausgebreitet hatte und im kurpfälzischen Gebiet erst im Februar 1667 nachließ. In den Monaten September und Oktober hatte sie in Ingelheim 131 bzw. 124 Opfer gefordert.
Vgl. das Grabmal für die Lopes de Villanova in der Burgkirche!
Die Inschrift übermittelt Namen, Stand, Alter, Todesdaten, Ehedauer und die Namen der Stifter, die bisher nicht nachgewiesen sind. Die Platte wurde zerbrochen im Jahre 2004 bei Aufräumungsarbeiten im Kirchturm gefunden. Vier Löcher wurden mit Mörtel gefüllt, ihr ursprünglicher Anbringungsort ist unbekannt, vielleicht in der seit der Reformation protestantisch gewordenen Kirche, die 1739 abgerissen und neu gebaut wurde.
Sie enthält elf Zeilen Text, die unteren in etwas kleinerer Schrift. Als Worttrenner dienten nach antik-römischen Vorbildern kleine Dreiecke, zumeist in der Zeilenmitte, manchmal auf der Grundlinie. Die Dauer der Ehe ist nicht zu ermitteln, da mögliche weitere Zahlzeichen hinter dem ersten X durch den Bruch zerstört sind, vielleicht ein zweites X, was dann 20 Jahren entspräche.
Gs, erstmals: 28.12.07; Stand: 02.12.20