Die Familie Lopes von/de Villanova und ihre Grabmäler in der Burgkirche
Autor: Hartmut Geißler
nach Franz Weyell (†)
Aus: Ingelheimer Zeitung vom 13. und 18./19. April 1964 (= BIG 20, 1970, S. 52f.),
sowie mit Ergänzungen aus Krämer, Burgkirche, S. 41-42.
"Das Grabmal wurde durch den Steinmetz Moritz von Schupbach aus schwarzem Lahnmarmor angefertigt, und zwar in der Kirche. Dies geschah deshalb, weil das Epitaph nach dem Vorbild des elterlichen gearbeitet werden sollte. Ein Überrest desselben befindet sich am Gasthaus zur alten Post in Niederingelheim. Es ist das Ehewappen des Martin Lopes von Villanova, gestorben vor 1658, und der Amalia Dorothea Christina von Abtenzell, geboren 1586, gestorben 29. 9.1658 zu Ober-Ingelheim. Das Bruchstück ist unrichtig als Wappen von Thurn und Taxis bezeichnet. Das Denkmal des Friedrich Justus Lopes stand ursprünglich rechts vom Südportal." (Krämer)
Seine 18 Familienwappen wurden wohl deshalb vor der Zertörung 1793 vershont, weil beherzte Bürger einen Bretterverschlag darum gebaut hatten. Es sind nach Krämer:
Lopes de Villanova, Dennetiers, Abtenzell, Oeimen, Lantdas, Winruts, Berwouts, Zimmeren, Guntterodt, Ingenheim, Berbisdorf, Haubitz, Blieck v. Lichtenberg, Bunauw, Dobitsche, Wormser v. Schoffelsheim, Reischach, Landschad v. Steinach
Die untere Inschrift:
ACH, WIE, NICHTIG ACH, WIE, FLVCHTIG, SIND, DER, MENSCHEN / SACHEN, ALLES, ALLES, WAS, WIR, SEHEN, DAS, MVS, FALLEN, VND, / VERGEHEN, WER, GOTT, FVRCHT, WIRD, EWIG, STEHEN / DER, GERECHTE, KOMPT VMB, VND, NIEMAND, IST, DER, ES, ZV, HERTZEN, NEHME, VND, HEILIGE/ LEVTE, WERDEN, WEGGERAFT, VND, NIEMAND, ACHTET, DRAVF DAN, DIE, GERECH : / TEN, WERDEN, WEGGERAFT, FVR, DEM, VNGLVCK, VND, DIE, RICHTIG, FVR SICH GEWA: / NDELT, HABEN, KOMMEN, ZVM, FRIEDE, VND, RVHEN, IN, IHREN, KAMMERN. |
Ach, wie nichtig, ach, wie flüchtig sind der Menschen Sachen. Alles, alles, was wir sehen, das muss fallen und vergehen. Wer Gott fürcht(et), wird ewig stehen.
Der Gerechte kommt um Und niemand ist, der es zu Herzen nähme, und Heilige werden weggerafft und niemand achtet drauf. Denn die Gerechten werden weggerafft Vor dem Unglück. Und die richtig für sich gewandelt haben, kommen zum Friede und ruhen in ihren Kammern.
Dieser Text besteht aus zwei Teilen; der erste lehnt sich an die letzte (13.) Strophe eines Kirchenliedes an, das Michael Franck um 1650 gedichtet hatte. Sie lautet:
"Ach wie flüchtig, Ach wie nichtig Sind der Menschen Sachen! Alles, alles, was wir sehen, Das muß fallen und vergehen: Wer Gott fürcht, wird ewig stehen!"
Es folgen darauf die Verse 1 und 2 aus Jesaja 57, über die es später eine Motette von Johann Sebastian Bach gibt, basierend auf einer Komposition von Johann Kuhnau (1660 – 1722).
1 Aber der Gerechte kommt um, und niemand ist, der es zu Herzen nehme; und heilige Leute werden aufgerafft, und niemand achtet darauf. Denn die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück;
2 und die richtig vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern.
Ergänzungen zu der Familie Lopez/s de/von Villanova:
1. Im Neuen preußischen Adelslexikon, Band 4, von 1837 (jetzt im Internet online) findet man eine Elisabeth Lopez de Villa-Nova als Ehefrau eines Hans Zacharias von Rochow (1603 -1654). Dies war, wie auch von Daniel Peeters bestätigt wurde, eine Schwester "unseres" Martin. Ihr Ehemann stand in den Diensten der Niederlande, Schwedens, von Mecklenburg-Strelitz, Holstein-Schaumburg-Pinneburg sowie des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, wo er Geheimer Rath, Kanzler und Premierminister wurde. Seine Familie muss daher unzweifelhaft auch protestantischen Glaubens gewesen sein.
2. Durch einen Hinweis von Peter Kraut wurden wir auch auf einen Fernando Lopez de Villanova aufmerksam gemacht, der ca. 30 Jahre lang (bis 1609) Gouverneur der zum spanischen Brabant gehörenden Burg Kerpen und des Dorfes Lommersum war, spanischen Exklaven am Niederrhein. Dieser muss aber doch wohl katholisch gewesen sein. Über seine weitere Familie ist nichts bekannt. Man muss also davon ausgehen, dass es im beginnenden 17. Jahrhundert mindestens eine katholische und eine protestantische Familie dieses Namens gegeben hat. Die Ingelheimer Familie war zweifellos evangelisch.
3. Daniel JSM Peeters wies den Historischen Verein mit Email vom 10.10.2011 auf das Grab einer weiteren Schwester von Martin Lopez de Villanova hin, Johanna, geb. 1595 in Köln. Es befindet sich in Bois le Duc, s'Hertogenbosch. Verheiratet war sie mit einem Jacob Sweerts.