Autor und Fotos: Hartmut Geißler
unter Benutzung von
Wörner, Ernst / Heckmann, Max: Orts- und Landesbefestigungen des Mittelalters mit Rücksicht auf Hessen und die benachbarten Gebiete. Mainz 1884, Bd. 3 (Stadtbibl. Mz, Signa-tur 54 C / 47 f – nur für den Lesesaal!)
Vorbemerkung:
Elsheim gehörte zwar auch zu den Dörfern des Ingelheimer Grundes, gehört aber nicht zur Stadt Ingelheim. Deshalb mag es erstaunen, warum diese Seite bei den Ober-Ingelheimer Seiten zu finden ist. Der Grund liegt darin, dass sowohl die Konstruktionszeichnung von Wörner und Heckmann aus dem 19. Jh. als auch sein heutiges Aussehen einen besseren Eindruck davon vermitteln, wie auch die Ingelheimer Zolltore, bzw. wohl richtiger: Zollhäuser, ausgesehen haben dürften. Die Reinermann-Skizze des Rinderbach-Tores vermittelt einen ähnlichen Eindruck und zeigt noch die oben liegende Torschreiber-Wohnung mit Dach.
Beschreibung:
Von der Selz und vom Mühlgraben her öffnete sich zwischen zwei Schalentürmen, deren nördlicher (von außen der linke) durch ein Unwetter fast völlig in den Mühlgraben gespült wurde, ein ummauerter Raum zur Ladungskontrolle. Dieser linke Turm enthielt wahrscheinlich die Treppe hinauf zur Wohnung des Zollschreibers.
Hier die Lageskizze von Wörner und Heckmann; links ist die neuzeitliche Brücke über den Mühlgraben, die Mühle liegt bzw. lag nördlich davon, nach rechts erstreckt sich das quadratische Torhaus.
Das folgende Foto ist von schräg hinten aufgenommen, zeigt also vor allem die südliche Seitenwand, die sich an den dünneren Turm anschloss. Gut zu erkennen ist auch die Mauerecke, mit der das Torhaus endete. Sie hat ihre Entsprechung in der Mauerecke der nördlichen Außenwand gegenüber.
Der seltsame Name des Tores rührt wahrscheinlich von einer Kölner Sage her und hat mit seiner Funktion nichts zu tun. Er erinnert an die Zeit der Heiligen Ursula, die mit 11000 Jungfrauen unterwegs gewesen und auf ihrer Reise von Mainz nach Köln hier vorbeigekommen sein soll.
Ursula war eine Frau, die - möglicherweise in der Diokletianischen Verfolgung - in Köln zusammen mit Gefährtinnen ermordet wurde. Die Rede von 11.000 Leidensgenossinnen beruht wohl auf einer versehentlichen Multiplikation der tatsächlichen Zahl mit dem Faktor Tausend (Ökumenisches Heiligenlexikon).
Gs, erstmals: 21.10.20; Stand: 29.10.20