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Die Gefangenschaft des Schultheißen Kaspar Hardt von Nieder-Ingelheim in Landau zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges (1704)


Autor: Hartmut Geißler
nach Heinrich Weinheimer

In der Zeit der Belagerung der Festung Landau durch die Franzosen und später in der Zeit der Besetzung der Stadt versuchten die französischen Truppen durch weit ausschweifende Kommandos Geldzahlungen, Dienstleistungen und Fuhrwerke zu erhalten. Der Radius dieser Zwangsmaßnahmen reichte sogar bis zum Ingelheimer Grund.

Weinheimer zitiert aus einem Oberamtsprotokoll des Archivs zu Oppenheim vom 2. Juli 1704:

"In der verwichenen Nacht wurde der Schultheiß zu Nieder-Ingelheim Hardt von einer französischen Partei gefänglich weggeführt, man weiß nicht warum. Wahrscheinlich wegen schlechter Eintreibung der Contributionen und Gestellung der pionneurs."

Aus späteren Protokollen entnimmt Weinheimer den Fortgang der Ereignisse:

Der Schultheiß Kaspar Hardt war als Geisel für den gesamten Ingelheimer Grund entführt worden, weil die Ingelheimer Orte der ihnen auferlegten Verpflichtung zur Stellung von Pionieren für Schanzarbeiten und zur Zahlung von Kontributionen nicht (ausreichend) nachgekommen waren. Für die Zeit seiner Gefangenschaft in Landau wurde sogar ein Stellvertreter (Johann Georg Traub) in Nieder-Ingelheim ernannt. Die Bewohner des Ingelheimer Grundes sahen sich jedoch nach den zurückliegenden schweren Zweiten außer Stande, den Forderungen nachzukommen, so dass sogar die Schultheißen aller Grundgemeinden nach Landau zitiert wurden.

Als diese sich weiterhin weigerten, wurden durch die Franzosen gewaltsam Geld und Waren im Werte von 1000 Gulden aus dem Ingelheimer Grund beschlagnahmt. Erst im September 1703 - nach fast einem Vierteljahr Gefangenschaft in Landau - war Kaspar Hardt wieder in Nieder-Ingelheim.

Inwieweit die Freilassung Hardts durch die Hilfe des Oppenheimer Oberamts zustande kam, ist aus den Protokollen anscheinend nicht ersichtlich.

 

Gs, erstmals: 18.03.08; Stand: 21.03.21